Die Vorteile von Klettersitzen haben sich in den letzten Jahren auch in Deutschland immer weiter verbreitet. Seine Verbreitung und Bekanntheit variiert jedoch regional sehr stark. Um das zu ändern haben wir einmal Revierjagdmeister Philip Bust nach seinen Erfahrungen mit dem Klettersitz gefragt.

Lassen Sie mich die Jagdarten Ansitz und Bewegungsjagd mit dem Klettersitz auf die wesentlichen Vorteile herunterbrechen. Insgesamt ist aber der Faktor Bequemlichkeit bei beiden Jagdarten sitzbedingt gegeben, man sitzt in einem Sitzkissen, welches man optimal seiner persönlichen Körperlänge anpassen kann, quietschende oder nasse Sitzbretter gehören mit dieser Ansitzeinrichtung der Vergangenheit an. Ebenso kann man als Klettersitzjäger jederzeit geräuschlos aufstehen und Drehbewegungen vollziehen. Die Schussabgabe kann im Sitzen oder Stehen erfolgen, je nach jagdlicher Situation. Je nach jagdlicher Situation kann ich flexibel den Abstand zwischen Sitzkorb und Bodenplatte neu auswählen. Bei Bewegungsjagden sitze ich selten, habe bei dieser Jagdform einen größeren Abstand der Elemente (Bodenplatte und Sitzkorb) als bei der Ansitzjagd- dies ermöglicht, wenn es mal „weiter rausgehen muss“ eine bessere Schießposition für einen aufgelegten Schuss. Hier wird ein jeder die für ihn optimale Position für sich selbst herausfinden, Routine kommt von häufiger Inbetriebnahme.
Ansitzjagd mit KS

Bewegungsjagd
Bei Bewegungsjagden hat es nur Sinn, wenn der Revierleiter mitspielt. Er muss geeignete Flächen haben, geeignete Bäume aussuchen und die ggf. vorbereiten (entsprechend asten). Bei mir in Bayern sind die Forstbetriebe, die den größten Anteil ihrer Strecke über Bewegungsjagden vollziehen diesbezüglich sehr versiert. In der ganzen Bewegungsjagdorganisation muss das entsprechend berücksichtigt werden. Man kann also nicht mit Klettersitz irgendwo spontan auftauchen. Das sollte vorher abgesprochen sein. Ist das im Vorfeld passiert, erhält man durch die mögliche Aufstiegshöhe plötzlich Einblicke und Schussmöglichkeiten in Bereiche, die von unten aus nur als „grüne Hölle“ erkannt wurden. Das Wild kann in aller Regel verhoffend erlegt werden (auch Sauen!). Ein immenses Plus um hier ordentlich Strecke zu machen! Gerade Schlagstrukturen mit eingesprengter Jungfichtenbestockung haben sich als extrem fängische Rehplätze in der zurückliegenden Bewegungsjagdsaison erwiesen. Das Wild zieht, je nach Stöberhundeinsatz, in diesen Bereichen langsam, verhofft und sichert- die beste Gegebenheit um gezielte Schüsse abgeben zu können.

Die Aufstiegshöhe, in der der KS positioniert wird, ist natürlich abhängig von den Gegebenheiten des Baumes. Der Baum muss eine griffige Borke aufweisen (Nadelhölzer und Eiche haben sich bei mir bewährt), der Durchmesser sollte zwischen 20 und 50 cm liegen und bis zur angestrebten Höhe astfrei sein. Kleinere Äste können mit einer kleinen Klappsäge oder einem Faustbeil entfernt werden. Bei Bewegungsjagden nutze ich lieber das Faustbeil, es geht schneller und die Säge ist mir persönlich zu laut. Bei der Ansitzjagd bereite ich mir meine KS- Bäume bereits im Frühjahr vor und aste sie mir mit einer Stangensäge frei. Wie weit die mögliche Höhe ausgeschöpft wird, ist abhängig von der Höhenangst des Jägers- bei häufigerem Gebrauch wird man aber wesensfester…
Passen Baum und Ansitzplatz können gerne mal 8-10-12 Meter Höhe erreicht werden.
Einmal oben, lässt sich der Sitz noch ausrichten, man kann also ohne weiteres die Blickrichtung ändern und sich so an die jeweilige Situation anpassen. Wichtig noch anzumerken, die körperliche Fitness und Konstitution des Jägers ist ernachlässigbar. Ein jeder, der in der Lage ist seine Knie etwas anzuwinkeln kann einen Klettersitz nutzen.

Ich wünsche unfallfreies jagen und ordentlich Strecke.
Über den Autor:

Nach dem Studium folgte die Ausbildung zum Revierjäger sowie zum Revierjagdmeister.
Berufliche Stationen: Revierdienst im Hochgebirge, Leitung des Lehrrevieres Kranichstein, Wildlebensraumberater für den Regierungsbezirk Schwaben, Bayerischer Bauernverband- Generalsekretariat München- Referat Bauernwald und Jagd, Schwerpunkt Jagd.
Artikelbilder: A. Hoffs