Heimatgefühle

Anruf bei Hans-Heinrich, Pächter eines Reviers in der Lüneburger Heide, direkt um Knesebeck. Ich teilte ihm meinen sehnsüchtigen Wunsch mit, einmal in meiner Heimat jagen zu dürfen, dort, wo ich als Kind und Jugendlicher das Leben im Wald genossen hatte.

Einstein und ich fuhren also zum Vorstellungsgespräch nach Knesebeck.

Kurz vor dem Termin ein Abstecher zu meiner geliebten Ise, ein kleines Flüsschen, das sich damals hinter Forsthaus und Waldgebiet, genannt Junkernholz, durch die Ise-Auen schlängelte. Eine Brücke erlaubte es, vom Junkernholz zum Betzhorner Damm durch den Staatsforst über Emmen nach Hankensbüttel zu radeln, mein täglicher Schulweg zum Gymnasium, 12 Kilometer, egal, bei welchem Wetter. Heute verläuft der Elbe-Seiten-Kanal zwischen dem Junkernholz und der Ise. Diese Brücke musste dem Kanalbau weichen. Eine weitere Brücke, knapp zwei Kilometer weiter westlich, existiert noch. Sie sieht genauso aus: Altes Eichengeländer, der Zahn der Zeit nagt an ihr. Fest trägt sie die alten Bohlen.

Einstein und ich schauen durch das klare Wasser. Wasserpflanzen, sich der Strömung anpassend, grün und lebendig . Zwischen ihnen sandiger  Boden und darüber Silhouetten kleiner Fische; Wasserläufer eilen über das träge fließende Flüsschen, gerade mal fünf Meter breit, hinüber zum Ufer. Einstein ahnt, welche Gefühle sich in mir breit machen: Es ist ja nichts Besonderes, nichts Außergewöhnliches, nur pure Natur, einsam, verträumt, unaufgeregt, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Die Stimmung an diesem Sonnentag im Sommer 2017 erzeugte eine wohltuende Ruhe, von Einstein so kommentiert: „Jetzt verstehe ich dich. Deine Heimat kann auch meine werden, sie ist mir nicht mehr fremd!“

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