Im letzten Licht – Sauansitz im Waldrevier

Ende April stand mir ein besonderer Ansitz bevor. Einer meiner Mitjäger lieh mir für diesen Abend seine Wärmebildkamera. Da ich ein reines Waldrevier habe, mit vorwiegend Laubbäumen und Gehölzen, die nun gut mit Laub voll sind, ist frühzeitiges Ansprechen oder überhaupt sehen, meist schlecht bis gar nicht möglich. Ab fortgeschrittener Dämmerung sowieso.

Mein Jungjäger sitzt am selben Weg an diesem Abend und wir fahren gemeinsam. Kurz vorm Wald bemerke ich, dass ich meinen Kanzelschlüssel vergessen habe. Wenn man nicht selbst fährt fehlt irgendwie immer was. Der Schlüssel baumelt zumindest zu Hause am Autoschlüssel. Also bin ich auf meinen Jungjäger angewiesen, er muss mir aufsperren. Schon beim Anlaufen springt irgendwas in unserer näheren Umgebung ab. Wild wäre also zumindest mal dagewesen. Kaum sitze ich auf meiner Kanzel, beginne ich die trotz schwachem, zunehmenden Mondlicht recht helle Kirrung mit der Wärmebildkamera abzusuchen.

Eine Fledermaus flattert als heller Ball mit schwarzen Flügeln quer über den Platz. Schon witzig. Kurze Zeit später kann ich den uns bekannten Kirrungsplünderer, unseren Waschbären beobachten. Genüsslich macht er sich über die Maiskörner im Schlamm her.  Schon was tolles, so eine Kamera. Ich kann locker bis auf 70m zwischen die Bäume hinter der Kirrung sehen. Der Waschbär macht sich auf einmal Richtung naher Bachklinge davon und auch hier kann ich noch lange beobachten wie er durchs Gehölz läuft. Was ihn hier aufgeschreckt hat sehe ich leider nicht. Kurze Zeit später schleicht er wieder zurück und mopst weiter den Mais.

Der Jungjäger schreibt er baume ab, zu viele Krabbeltierchen in seiner Kanzel. Hatten die Kanzel eigentlich erst rausgeputzt, aber wenn nun mal Siebenschläfer drüber wohnen, bleiben deren Krabbelparasiten leider nicht aus. Er sei nun am Auto und müsse sich erstmal ausziehen. Na ok.

Ich höre lautes Krachen von rechts, hinter der Kirrung. Ich schreibe schnell er solle warten, da es bei mir laut wird. Ja bei ihm sei wohl gerade auch was durch. Vermutlich ein Fuchs. Ich beobachte den Waschbären. Auch dieser schaut interessiert Richtung Wald. Da, etwas großes zieht schnell und laut den Hang Richtung Bachklinge runter. Ich kann leider nur erkennen dass es ein größeres Tier sein muss. Einige Sekunden später kommt es auch schon wieder den Hang Richtung Kirrung hoch. Erst denke ich ein Nasenbär. Sowas gibt’s ja dann aber doch nicht hier im Wald und ich erkenne ein Wildschwein neben der Kirrung. Vorsichtig aber doch etwas hektisch drückt sich dieses neben der Kirrung rum. Der Waschbär hat sich unterdessen erstmal verkrümelt.

Ich versuche zu erkennen, ob es sich um eine führende Bache handelt, die ihre Frischlinge vielleicht erstmal im Hintergrund gelassen hat. Die Kamera ist auf die Entfernung von nicht mal 60m schon sehr gut und ich kann sehen, dass es sich wohl um einen Überläuferkeiler handelt.

Er läuft auf die Kirrung. Ich wechsle von Wärmebild auf Zielfernrohr und stelle fest, dass das Kirrungslicht für einen sicheren Schuss ausreicht. Kurz bevor ich mich zum Schuss entscheide, fällt im Nachbarrevier einer. Super, Wildschwein weg. Mein Jagdlicher Zögling schreibt ob ich das war. Nein, wussaaa. Keine Minute später sehe ich, wie sich der Keiler wieder der Kirrung nähert. Er fängt an zu brechen. Auch der Waschbär schleicht sich wieder Richtung Mais. Das Wildschwein findet dies wohl nicht so lustig und vertreibt diesen kurzerhand. Wieder beginnt es nach Mais zu suchen. Steht breit. Wieder wechsle ich aufs Zielfernrohr und diesmal lasse ich die Kugel aus dem Lauf. Ich lade nach, wechsle aber wieder auf Wärmebild und sehe, dass der Keiler im Feuer liegt.

Keine Minute später, wackelt der Waschbär auf die Kirrung, schaut fast schon triumphierend Richtung Schwein und widmet sich wieder dem Mais. Was für ein freches Ding. Nun gut. Soll er. Waschbär steht im Winter an. Dann, wenn ich auch den Balg auf jeden Fall verwerten kann.

Mein Jungjäger scheint sich wieder angezogen zu haben, denn nach kurzer Nachricht von mir, kommt dieser hilfsbereit mit der Stirnlampe Richtung meiner Kanzel leuchtend gelaufen. Da macht sich der Waschbär natürlich wieder aus dem Staub und wir gehen die Sau bergen. Ich lasse den jagdlichen Nachwuchs mal machen, denn für ihn ist es das erste Wildschwein welches er aufbrechen darf. Auch unser anderer Mitjäger ist wenig später bei uns und wir stehen unserem Jungjäger gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Da er trotz aller Vorsicht die Zwerchfellpfeiler beim Aufbrechen und Ausräumen mit entfernt hat, zeige ich ihm, dass auch eine Ersatzprobe, hier nehme ich ein Stück der Zunge zusätzlich zur Muskelprobe aus dem Vorderlauf, möglich ist. Beim nächsten Mal achtet er bestimmt beim Aufbrechen drauf. Wir haben ihn dann halt doch auch mal machen lassen. Man lernt es eben nur durch‘s Machen.  Zuhause wird das Schwein nochmals richtig ausgespritzt und kommt nach kurzem Abhängen in meinen Wildkühlschrank.

Alles in allem ein wirklich faszinierender Ansitz und ein weiteres schönes Jagderlebnis, welches ich mit Freunden teilen durfte. Ich kann eine Wärmebildkamera vor allem in einem Waldrevier wirklich empfehlen. Hier hatte ich eine Pulsar Quantum XD50S mit dabei. Mehrere Farbdarstellungen möglich und auch sonst einiges an Einstellungen, welches einem die optimale Benutzung möglich macht.

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