Jagdfieber, die unterschätzte Gefahr

Man infiziert sich nur einmal, aber das für immer!

Es gibt für uns Jäger eine höchst gefährliche Krankheit, ein besonders schlimmes Fieber. Man kann sich dagegen weder impfen lassen noch anderweitig davor schützen. Es gibt kein Medikament und keine ärztliche Hilfe. Es ist das Jagdfieber.

Wer sie kennt, vergisst sie nicht: namibische Sonnenuntergänge fesseln mich immer wieder.

Es kann einen im heimischen Revier oder auf einer Auslandsreise treffen. Mich hat es gleich bei meiner ersten Afrikareise befallen, seitdem lässt mich diese Krankheit und  vor allem dieser Kontinent nicht mehr los. Die einzige vernünftige Therapie, die mir bleibt, ist es, immer wieder hinzureisen. Natürlich wird es dadurch nicht weniger, aber es lindert die Symptome der Sehnsucht bis zum nächsten Besuch.

Warum ist das eigentlich so?

In einem norddeutschen Niederwildrevier wohnend, liebe ich es an den Deichen und Hecken entlang zu streifen um Ente, Hase und Fasan nachzustellen. Der Aufgang der Bockjagd ist, neben den geselligen Treibjagden im Herbst, ein Höhepunkt des Jahres. Aber es ist nicht vergleichbar mit erlebten Abenteuern auf dem schwarzen Kontinent. Die vielen verschiedenen Wildarten, die Nähe zur Natur, die ganz besonderen Sonnenaufgänge, das trockene Klima — all das ist für uns Europäer so exotisch, all das macht den Reiz dieses Erdteils aus.

Der afrikanische Strauss , Struthio camelus, hat das fliegen lange verlernt. Kein Wunder, bringen doch die Hähne bis zu 130 kg auf die Waage.

Auf geht´s nach Namibia

Als kürzlich die Sehnsucht einmal wieder kaum auszuhalten war, breche ich logischerweise schnellstmöglich wieder Richtung Süden auf. Mein Freund und Guide Divan Labuschagne erwartet mich bereits in Windhoek am Flughafen und nach kurzen Zollformalitäten wegen meiner mitgeführten Waffe geht es per Pickup zur Farm. Bereits auf dem Weg dorthin entdecken wir abseits der Straße erstes Wild. Oryxe und sogar Kudus äsen nur wenige Meter entfernt vom Asphalt und es kommen sofort Erinnerungen an die letzten afrikanischen Jagden hoch. Auf reife Oryxbullen hatte es in der Vergangenheit bereits geklappt, ein Kudu blieb bisher jedoch nur ein stiller Traum. Gern vergleiche ich diese Wildart mit unserem europäischen Rothirsch. Mit seinem massigen Körper und den gewaltigen Hörnern ist er für mich der König der Antilopen. Ob es diesmal gelingen würde ihn zu jagen?

Nach kurzweiliger Fahrt über staubige Pisten erreichen wir das Gelände von DLSafaris. Es ist eine klassische Farm mit freilaufenden Rindern, Schafen und Pferden. Einen hohen Zaun sucht man hier also vergeblich, lediglich kleine Weidezäune halten das Vieh zusammen. Entgegen der häufigen Meinung handelt es sich oft nicht um eingezäunte Gatter sondern um riesige Flächen ohne hohe Barrieren. Durch die Pflege dieser Grundstücke wird natürlich auch das heimische Wild angelockt. 25.000 Hektar Jagdgebiet sind keine Seltenheit, oft sind die zu bejagenden Flächen sogar noch viel größer.

Wiedersehen mit alten Bekannten

Was bringt einen schneller in Abenteuerstimmung, als die Mahlzeiten am und vom offenen Feuer geniessen zu können?!

Am Farmhaus angekommen ist die Freude sich nach einjähriger Abwesenheit wiederzusehen riesig. Beim gemeinsamen Mittagessen gibt es von beiden Seiten viel zu erzählen. Natürlich werden auch erste Pläne für die anstehenden Jagdtage geschmiedet. Wie man sicher bereits herauslesen konnte ist es mein größter Wunsch, einen reifen Kudubullen zu erlegen. Divan weiß bereits davon und zeigt mir zum Dessert Bilder der installierten Wildkameras. Neben abgelichteten Oryx, Gnus und Schakalen gibt es zahlreiche Kudus zu bestaunen. Ein alter Bulle fällt mir besonders auf und gemeinsam beschließen, wir diesen ins Visier zu nehmen. Natürlich fällt die Nacht dank der Wiedersehensfeier entsprechend kurz aus – in meinen Träumen bin ich schon längst auf der Fährte des Kudus.

Vor der Kür steht die Pflicht

Auf dieser Reise begleitet mich meine Savage Hog Hunter im Kaliber 30.06. montiert mit einem Leupold VX 6.

Es ist noch stockdunkel als ich am nächsten Morgen aufwache, aber ich will auf keinen Fall eines der spektakulärsten Naturschauspiele Afrikas verpassen. Sonnenaufgang! Es ist ein Meer voller Farben, das sich nicht in Worte fassen lässt. Rot, orange, violett, blau, gelb und die vielen Schattierungen lassen den Himmel förmlich explodieren und die aufgehende Sonne vertreibt schnell die kühle Nacht. Der Kaffee, im Kessel am Lagerfeuer erhitzt, geht runter wie Öl und vertreibt die letzten müden Geister.

Da die Zeit auf einer Reise immer knapp ist, beginnen wir direkt mit den Vorbereitungen. Natürlich ist der Probeschuss, besser gleich mehrere, obligatorisch und deshalb geht es vor der ersten Pirsch zunächst auf die Schiessbahn. Gewählt hatte ich für diese Reise meine Savage Hog Hunter im Kaliber 30.06. Natürlich kann man sich auf der Farm auch eine Waffe leihen aber meine Büchse hat mich schon oft treu begleitet und ihre sichere Handhabung ist mir längst in Fleisch und Blut übergegangen. Das zeigt sich nach wenigen Schüssen auch auf der Schiessbahn und nach kleinen Korrekturen am Zielfernrohr, einem Leupold VX 6 passt alles. Die Treffer liegen allesamt im Schwarzen und die Jagd kann beginnen.

Frischer Wind

Das Wissen und die Erfahrung der einheimischen Tracker sind durch nichts zu ersetzen.

Auf der Ladefläche des Pickups sitzend, fahren wir von der Schiessbahn direkt ins Revier und der Wind weht uns mächtig um die Ohren. Ein Wind, der uns auch auf der Pirsch Probleme bereiten könnte, denn ständig wechselnd macht er es oft unmöglich dicht ans Wild heranzukommen. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns zunächst auf die Fährten am Boden und versuchen den Einstand des Bullen zu finden. Ich muss leider zugeben die unzähligen immer noch fremden Trittsiegel kaum von einander unterscheiden zu können, so viele sind es. Divan und Jonny, der Tracker meines Guides, deuten jedoch schon bald auf die Spuren eines alten Bullen und vermuten es sei der Gesuchte. Ich glaube den beiden gern, jedoch macht es bei diesem Wind keinen Sinn der Fährte zu folgen und den Kudu so womöglich zu vertreiben. Für heute machen wir daher Schluss und vereinbaren, die Spur erst am nächsten Tag wieder aufzunehmen.

Jetzt oder nie

Sechs Augen sehen einfach mehr. Meine beiden Guides haben alles im Blick.

Zum Glück hat sich am nächsten Morgen der Wind etwas gelegt und es keimt Hoffnung auf, heute mehr Erfolg zu haben. Stiefel geschnürt und rauf auf den Pickup. An der gestrigen Stelle angekommen, steigen wir vom Geländewagen und suchen den Wechsel vom Vortag. Mittlerweile habe auch ich mich mit den fremden Trittsiegeln ein wenig angefreundet und mit Stolz zeige ich auf von mir entdeckte, frische Eindrücke im Sand. Tatsächlich, das könnte er sein! Möglichst leise folgen wir der gefundenen Fährte durch die dichten Dornen und so manches Mal ist es gar nicht so einfach diese wieder los zu werden. Wie die Tentakeln eines Kraken zerren die Büsche an der Kleidung. Unglaublich wie meine beiden Führer sich hier durchschlängeln, während ich immer wieder hängenbleibe. Plötzlich erstarren beide Guides zur Salzsäule und Divan deutet langsam auf eine kleine Anhöhe. Durch mein Glas erkenne ich warum sie so aufgeregt sind. Der gesuchte Kudu äst ca. 400m vor uns! Es ist der starke, kapitale, alte Bulle den ich bereits von der Wildkamera kenne. Jetzt heißt es vorsichtig handeln, nichts überstürzen und vor allem: das Jagdfieber in den Griff bekommen. Die perfekte Gelegenheit ist da.

Wie die Indianer

Mir geht es bei jeder Pirsch besonders darum, so dicht wie möglich ans Wild zu kommen und Divan weiß um meine Leidenschaft. Was gibt es spannenderes für einen Jäger, als bis auf wenige Meter an die begehrte Beute heranzukommen?

Neugierig beobachten diese beiden unsere Pirsch – auch sie müssen wir im Auge behalten

Alle Instinkte sind geweckt und gebückt wie die Indianer schleichen wir uns, das Gelände ausnutzend, immer näher heran. Keine leichte Aufgabe aber das macht den Reiz einer Pirsch schließlich aus. Immer wieder verharren wir hinter Büschen und orientieren uns neu. Langsam kommen wir immer dichter heran, jetzt sind es keine 50m mehr bis zum Bullen. Von hier aus ist jedoch sein Blatt durch dichtes Gestrüpp verdeckt und wir müssen ihn umschlagen, um in eine bessere Position zu kommen. Nun geht es nicht mehr nur darum, keine Witterung abzugeben oder eräugt zu werden, jedes noch so kleine Geräusch würde uns verraten und die Pirsch zunichte machen. Vorsichtig setzen wir Schritt für Schritt und nähern uns einer guten Schussposition.

Das kann doch nicht wahr sein!

Es sind weniger als dreißig Schritte bis zu der Stelle, an der wir gerade noch den Kudu sehen konnten. Das Problem ist: Nun sehen wir ihn nicht mehr! Aber er muss doch da sein! Wäre er abgesprungen, hätten wir ihn definitiv sehen und auch hören müssen. Scheinbar hat er sein Frühstück beendet und sich im Schutz der Büsche niedergetan. Leise flüstert mir mein Guide ins Ohr, er wolle einen Steinchen in die vermutete Richtung werfen und ich solle mich bereithalten.

Ich nutze für solche Pirschgänge gern ein ZF mit kleiner Vergrößerung und bin froh es auch diesmal so gehalten zu haben. Das Leupold VX 6 lässt sich bis auf 1-fache Vergrößerung herunterdrehen und nachdem ich den Leuchtpunkt in die Richtung gebracht habe, nicke ich meinem Jagdführer zu. Ready!

Just in dem Moment in dem sich Divan bückt, um einen Stein aufzuheben rappelt sich der imposante Kudubulle direkt vor uns auf. Hätte ich so etwas das erste Mal in meinem Leben erlebt, ich weiß nicht ob ich hätte schießen können. So eindrucksvoll, mächtig und überragend steht er unmittelbar vor uns. Der Wildkörper füllt fast das komplette Zielfernrohr aus aber zum Glück war ich darauf vorbereitet und ließ die Kugel ohne weiter nachzudenken aufs Blatt fliegen. „Perfect shot!“ raunt mir Divan zu und klopft mir kräftig auf die Schulter.

Ergriffen und dankbar bewundere ich die elegante Zeichnung des Kudubullen.

Ich kann es noch gar nicht fassen und spüre erst jetzt wie schnell mein Herz schlägt, wie verschwitzt meine Hände sind. Gebannt verfolgen wir die kurze Todesflucht des Kudus und sehen, wie er nach 50m zu Boden geht. Ein kurzes Schlegeln und das Stück ist verendet.

Bei diesem majestätischen Anblick, können einem schon mal die Worte fehlen.

Wie in Trance höre ich „Waidmannsheil mein Freund“ als wir am Stück ankommen. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Vor mir liegt ein Bulle, wie ich ihn mir in meinen kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Die Streifen im Fell, das Gehörn, einfach alles. Ich brauche einige Zeit, um die letzten Minuten zu verarbeiten. Alles ist perfekt gelungen. Die Superformance von Hornady hat hervorragende Arbeit geleistet, aus dem Ausschuss rinnt eine feine Schweisspur. In dem Moment erfasst mich fast ein wenig die Wehmut, zeigt sich doch an einem erlegten Stück jedesmal wie vergänglich alles ist. Ich rufe mir alle Vorbereitungen und Strapazen dieser und auch vorheriger Reisen in Erinnerung, doch bereits im nächsten Augenblick sind diese wieder vergessen und es zählt nur noch das gerade Erlebte.

Wissen sie jetzt, warum ich unter diesem Fieber leide?

Waidmannsheil vom Team Winz

Die Freiheit, die ich meine …

 

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