Der Klassiker – Mein erster Bock!

Bald ist es wieder soweit: die Bockjagdsaison beginnt bei uns in Baden Württemberg am 1. Mai . Ich sitze mit meiner Hündin Diva auf dem Sofa, und betrachte meine Bockgehörne an der Wand. Es sind nicht viele, aber in sechs Jahren Bockjagd stecken so einige Erinnerungen, die ich anhand der Trophäen gerne Revue passieren lasse. So natürlich auch der erste Bock. Mein allererstes selbst erlegtes Stück Wild.

Ende August 2011

Es ist heiß. Mein Freund und ich fahren in eines der zwei Reviere unseres Jagdherrn. Kaum bin ich zwischen Feldern und Wiesen auf dem Weg zur Kanzel, höre und sehe ich einen Waldbesitzer an einer Brombeerdickung mit der Motorsense arbeiten. Zwar nicht unmittelbar neben der Kanzel, jedoch beschallt er das ganze angrenzende Waldstück damit. Mein Freund ist natürlich bereits weg. Nun gut. Ist ja noch früh. Ich steige die Leiter zur Kanzel hoch, wuchte Gewehr und Rucksack rein und beziehe meinen Platz für den heutigen Abend. Alles bereit. Ich schaue mich um. Sehe im Wildwuchs des Waldrandes direkt neben der Kanzel Fell. Schaue nochmal. Eine Rehdecke. Na super. Ein Reh, so früh, so nah, die Motorsense kreischt. Ich sehe nicht ob männlich oder weiblich, ob jung oder alt. Die Decke verschwindet. Wussaaa.

Die Motorsense macht Feierabend. Es ist immernoch sehr warm. Die ersten Gassigänger laufen gegenüber an der schmalen Straße die an den Feldern hier vorbeiführt.

Langsam fängt es an zu dämmern. Spaziergänger sind keine mehr zu sehen. Nur Bauern fahren stetig mit Schleppern und anderen großen, gut beleuchteten Fahrzeugen über die Nachbarfelder. Ich nehme eine Bewegung auf der Grasgasse zwischen Wald und Feld wahr. Rotbraun. Erst denke ich ein Fuchs. Aber nein, ein Reh stakst auf das Feld vor meiner Kanzel zu. Mein Herz pocht. Ich kralle mich am Fernglas fest. Ich sehe so kein Gehörn. Oder doch? Ich atme einmal kräftig durch und versuche das Glas ruhig zu halten. Doch, da, zwei kleine aber spitzige Gehörnenden.

Ich lege das Fernglas weg und greife zitternd nach meinem Gewehr. Atmen, tief durchatmen. Ich bebe vor Jagdfieber. Vergrößerung passt, Leuchtpunkt ist an, geladen und entsichert hab ich. Alles ist fertig. Das Böckchen steht etwas schräg. Kugelfang hab ich auf jeden Fall. Ich versuche mich zu beruhigen. Geht nicht.

Ich halte das Gewehr bereit. Bereit, es nur noch anzulegen und den Abzug zu betätigen. Meine Hand, die den Vorderschaft hält schmerzt. Die Kante des Kanzelfensters bohrt sich immer mehr in meinen Handrücken. So geht das nicht. Ich sichere, ziehe meine Jacke vom Stuhl und werfe sie fast auf die Kante des Fensters. Der Bock stört sich 60m weiter nicht an meiner Aktion. Wieder entsichere ich, nachdem ich das Gewehr in Position gebracht habe. Wieder bekomme ich Jagdfieber.

Der erste Bock

Der Bock steht jetzt breit, nimmt sein Haupt hoch. Jetzt oder nie. Ich lege an, ziele hinters Blatt, baue mit meinem Zeigefinger Druck am Abzug auf und der Schuss hallt über die Felder.

Alles hat gepasst, der Bock liegt im Feuer. Ich repetiere die abgeschossene Patronenhülse aus meinem Gewehr, sichere erstmal und stelle es nach einigen Sekunden auf die Seite. Zitternd wühle ich mein (damals noch normales) Handy aus der Tasche und rufe meinen Freund an.

Den Blick immer auf das leblose Reh gerichtet. „Ich hab’s schon gehört, ich pack schon zusammen“. Ich entschuldige mich sogar, da ich weiß wie oft er vor mir ansitzen war, teils bis spät in die Nacht und nie war was erlegbares dabei. Ich packe zusammen, entlade, baume ab und gehe immer noch zitternd Richtung Bock. Ich stehe vor meinem ersten erlegten Stück Wild. Ich habe ein Tier getötet. Mir schiessen viele Gedanken durch den Kopf. Ich werde den Bock selbst verwerten. Alles gut. Ich bin schon etwas stolz. Mein Freund kommt und wir fahren das Stück zum aufbrechen und weiterem Versorgen zum Jagdherrn…

September, 6 Jahre später

Ich liege im Bett. Mein Smartphone ploppt. Es ist noch zu früh zum aufstehen. Ich schaue kurz aufs Handy. Mein Jungjäger Claudius schreibt er sitze jetzt auf der Amselkanzel. Wie ausgemacht. Sehr schön. Ich versuche noch etwas zu schlafen. Denke mir, ich bin heute morgen wohl doch etwas früher dran als sonst und überlege mir noch vor der Arbeit einkaufen zu gehen. 6:58Uhr. Plopp.

Gleich in die Vollen: Claudius erster Bock

„Waidmannsdank. Bock liegt“. Gut, nix mit einkaufen. Ich schreibe kurz zurück dass ich etwas brauchen werde, aber ihn natürlich samt Bock abholen komme. Wohlgemerkt hat Mister Jungjäger noch kein geländegängiges Auto. Nun gut. Waldklamotten an, ab ins Revier. In mein Revier. Ich bin mittlerweile Jagdpächterin. Und ich werde mir nicht nehmen lassen, Claudius zu seinem ersten Stück persönlich zu beglückwünschen und ihm den allerersten Erlegerbruch zu übergeben. Diesen knipse ich schnell im vorderen Teil des Reviers und fahre weiter zur Amselkanzel. Ich wende und steige aus. Stolz wie Bolle kommt Claudius mit einem etwa 3-4jährigen Bock den Pirschweg runter. So so. Gleich richtig zugeschlagen der Herr. Ich wünsche ihm Waidmannsheil, übergebe ihm feierlich seinen Bruch und zwinkere ihm zu: „Na du weißt ja… so ne Kiste Sekt ist schon was gutes“.

Wir fahren zum Aufbrechgalgen der im vorderen Teil des Reviers ist und ich helfe ihm noch kurz beim aufhängen. Dann muss ich auch schon los zur Arbeit. Aufbrechen und versorgen konnte Claudius in der letzten Zeit häufig üben, da wir viel bei unserem Freund Franz zur Jagd waren und ich dort immer Waidmannsheil hatte. Claudius weiß ebenso wo alles weitere bei mir zu Hause ist und ich kann ihn guten Gewissens allein mit seinem Bock lassen. Sein Auto steht unweit des Waldweges welcher ins Revier führt und ich werde später erfahren, dass alles super geklappt hat und werde den Bock wohlbehalten und gut versorgt in meinem Wildkühlschrank vorfinden. Das mit den Bildern üben wir noch ? aber immerhin haben wir heute die Möglichkeit alles sofort per Smartphonekamera festzuhalten.

Ein tolles Gefühl, Wissen und Erfahrungen an die nächsten Jungjäger weiterzugeben und deren Erfolge mitzufeiern. Auf weitere schöne Momente der Jagd.

Waidmannsheil!

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