Alternative Entenjagd

Noch bis vor wenigen Jahren standen in Herbst und Winter Hase und Fasan auf unserem Speiseplan. Durch die immer intensivere Flächennutzung und andere Umweltfaktoren ist der Bestand dieser beiden Wildarten leider so stark gesunken, dass wir sie in unserem norddeutschen Revier kaum noch bejagen. Was also bleibt, um gemeinsam mit Freunden und natürlich für die Kühltruhe zu jagen?

Nachhaltige Jagd bedeutet für uns in aller erster Linie die Gewinnung von Lebensmitteln im Einklang mit der Natur und mit der gebotenen Rücksicht auf den abschöpfbaren Bestand. In unserer Gegend findet sich kein Rot- oder Schwarzwild, dafür gab es noch vor wenigen Jahren einen guten Bestand an Fasanen, Hasen und Kaninchen. Die gemeinsame Jagd aufs Niederwild mit Freunden war eine tolle Abwechslung für den Speiseplan und es machte stets Freude im Herbst zu ernten, was man während des ganzen Jahres liebevoll gehegt hatte. Fangjagd auf Marder und Fuchs, Krähenjagd mit der Flinte, zahlreiche Gespräche mit Landwirten um ein paar Rückzugsflächen für das Wild zu bekommen sind nur einige Massnahmen, die zum Wohle des Niederwildes getroffen werden. Trotz allem ist, wie vielerorts, der Besatz stark zurückgegangen und an eine Bejagung wie früher ist nicht mehr zu denken. Im Gegenzug dazu ist der Bestand an Enten stabil und manchmal sogar grösser als zuvor.

Hauptsächlich Stockenten sind es, die auf unseren Gräben, Teichen und Flüssen zu finden sind. Mit dem Hund am frühen Morgen oder aber beim abendlichen Entenstrich auf diese zu jagen, schafft nicht nur Freude an der gemeinsamen Jagd, sondern ist auch eine Bereicherung des Speiseplans. Um wirklich Strecke machen zu können bedarf es ein wenig Erfahrung, denn die gefiederten Freunde sind nicht dumm. Wer glaubt eine Stockente verhält sich im Revier wie die Ente aus dem Stadtpark, die die Brotkrumen aus der Hand frisst, der irrt gewaltig. Eine laut zugeschlagene Autotür, der kläffende Hund oder aber ungedecktes Angehen der Wasserflächen und schon hört man das Flügelschlagen der abstreichenden Vögel.

Gelingt es aber unbemerkt an ein Gewässer heranzukommen, drücken sich die Enten oft am Rand oder verborgen vom Schilf. Herrlich, wenn es gelingt einen bunten Erpel zu strecken und er platschend ins Wasser fällt. Die Hunde können es kaum erwarten loszustürmen und man muss sie beinahe bremsen, damit sie nicht zu hastig das Wasser annehmen. Vor allem aber wenn es darum geht im Schilf zu stöbern, um die Enten hochzumachen, ist es von Vorteil, wenn der Hund eher ruhig ins Wasser gleitet als wild hineinzuspringen. So bleiben die Schwimmspuren erhalten und die feine Hundenase hat es leichter an die begehrte Beute zu kommen.

Jagd ohne Hund ist bekanntlich Schund aber am Wasser fordert es nicht nur der Gesetzgeber, sondern auch die Waidgerechtigkeit. Wer soll die gefallene Ente aus der Strömung holen, wer sucht die angebleite Ente? Angebleit ist das passende Stichwort. In meinen Augen ist es keine gute Entscheidung gewesen, nur noch mit bleifreier Munition am Wasser jagen zu dürfen. Deutlich schlechter sind die Treffergebnisse als mit herkömmlichen Blei, dies ist zumindest meine persönliche Erfahrung. Ob der Bleieintrag durch Schrotmunition so viel schlimmer ist für unsere Wasserflächen als die angebotenen Alternativen? Ich bin kein Wissenschaftler, denke aber dass es weit Schlimmeres gibt, was wir unserer Umwelt zumuten. Da es in Deutschland jedoch gesetzlich vorgeschrieben ist, bleibt keine andere Wahl. Ich nutze bei Stahlschrot eine Schrotnummer grösser als bei Blei. Die Deckung ist zwar geringer aber sonst fehlt mir die Wirkung. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Heute morgen war es endlich so weit. Zusammen mit meinen Jagdfreunden ging es noch im Frühnebel in unsere Flussniederungen. Auf die sonst vorgeschriebene Signalkleidung konnten wir zum Glück verzichten, da wir zunächst nur zu Dritt unterwegs waren. Nicht, dass ich etwas gegen das leuchtende Orange habe, sorgt es doch in unübersichtlichem Gelände oder aber größerer Teilnehmerzahl für die dringend benötigte Sicherheit, aber bei einer Entenjagd sorgt es vor allem für abstreichende Enten. Natürlich ist im Vorhinein eine klare Absprache erforderlich wohin geschossen werden darf, welcher Schütze wo steht und wann das Feuer in welche Richtung eröffnet werden darf. Flach abstreifende Enten werden nicht beschossen, ebenso schießen wir nicht auf im Wasser schwimmende Enten. Gerade die Stahlschrote liefern am Wasser unkontrollierte Abpraller, diese wollen wir natürlich vermeiden.

Gedeckt durch Schilf und Nebel kommen wir dicht ans Wasser heran und vernehmen schon das Quaken der zahlreichen Enten. Klar wollen wir vorrangig Erpel erlegen aber auch eine Ente landet bei Erfolg gern in unserem Kochtopf. Um die Hände frei zu haben für den Schuss, legen wir unsere Hunde noch vor dem Schilf ab und näher uns langsam dem Schilfgürtel. Ein kurzer Blick zu den Nachbarn zeigt wir sind exakt auf gleicher Höhe und es kann losgehen.

Ein paar Klopfer auf den Gewehrkolben genügen und schon steigen die ersten Enten auf. Ein erster Schuss bricht und jetzt brodelt es im Wasser. Unzählige Enten steigen auf und es gilt einzelne davon aufs Korn zu nehmen, denn ein Schuss in den Schoof verbietet sich von selbst. Vier Enten sind platschend ins Wasser gefallen und unsere Hunde zittern vor Aufegung, es ist ihnen antrainiert erst auf Kommando zu starten und nicht bei der Schussabgabe. Als der erlösende Pfiff kommt geht es um die Wette, jeder unserer Vierbeiner will jetzt Beute machen. Es ist eine wahre Freude die Hunde bei ihrer Arbeit zuzuschauen und ihnen die apportierte Beute abzunehmen. Alle Enten werden direkt gefunden und nach einem kurzen Waidmannsheil geht es weiter zur nächsten Wasserfläche.  Waidmannsheil vom team winz

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