Es gibt nichts Gutes- außer man tut es

Während der alljährlichen Jagdgenossenschaftsversammlung regte mich der erste Vorsitzende unserer Genossenschaft zum Nachdenken an.  Auf die Frage aus den Reihen von uns Jägern nach weiteren Flächen um zum Beispiel Wildäcker oder Rückzugsflächen für unser schwindendes Niederwild anzulegen antwortete er genervt:

„Viele von uns kleineren Landwirten kämpfen ums Überleben. Ständiges Wachstum der Bürokratie, wachsende Auflagen durch staatliche Vorgaben, Wetterkapriolen und der Preiskampf der Discounter machen uns unsere Arbeit immer schwerer. Natürlich wissen wir um unsere Verantwortung für Natur und Umwelt aber sind wir die Einzigen, die etwas dafür tun können?“

Diese Frage regte mich zum Nachdenken an und ich überlegte was meine Antwort darauf sei. Gibt es effektive Möglichkeiten um im kleinen Rahmen Großes zu erreichen? Klar, über 50 Prozent der deutschen Fläche fallen unter den Begriff Landwirtschaft und mit ca. 16 Mio. Hektar ist es ein Bärenanteil an der Natur. Hinzu kommen die forstwirtschaflich genutzten Flächen und schon reden wir über mehr als 80 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Jeden Tag verlieren wir die Mindestgröße einer Eigenjagd an Bebauung und Versiegelung. Was bitte soll dann der Einzelne anrichten können? Ungefähr jeder zweite Privathaushalt besitzt einen eigenen Garten und so kommen wir insgesamt auf ca. 17 Mio. Gärten. Eigentlich gar nicht so wenig, oder?

Bezogen auf europäische Verhältnisse liegen wir mit dieser Zahl sogar weitvorn. Werfen wir also mal einen Blick in diese Gärten. Es scheint ein Trend zu sein, viele dieser Gartenflächen immer pflegeleichter gestalten zu wollen. Kein Wunder, die Zeit ist knapp und wer will diese noch verschwenden, um eine Hecke zu schneiden oder gar Unkraut zu zupfen? Statt heimischer Sträucher schützt ein Drahtkorb gefüllt mit Steinen vor neugierigen Blicken. Künstliches Gewebe wird in den Boden eingearbeitet und mit Steinen abgedeckt damit kein Unkraut durchkommt. Falls es doch zu Unkraut kommt werden die Steine einfach mit entsprechenden Mittelchen bekämpft. Der Rasen soll schön grün sein und wehe es zeigt sich ein Gänseblümchen oder gar ein Löwenzahn auf dem wie ein Golfplatz anmutendem Grün. Hoffentlich wächst nirgends eine Brennnessel, um die Idylle zu stören.

Jetzt nerven eigentlich nur noch die brummenden und manchmal sogar stechenden Viecher, die den wohlverdienten Aufenthalt im Grünen stören. Zum Glück gibt es gegen diese ja Gift oder auch Strom bzw. Lichtfallen. Es geht auch anders. Natürlich schafft man nicht gleich ein neues Habitat oder Biotop für schwindende Arten, wenn ich anfallenden Strauchschnitt zu einer kleinen Benjeshecke aufschichte. Ich allein rette auch nicht den Bestand sterbender Insekten. Mit ein paar stehengelassenen Brennnesseln werde ich nicht ausreichend Futter für sämtliche Schmetterlinge bieten können. Die auf meiner kleinen Parzelle ausgebrachte Wildblumenwiese wird sicher nicht den nächsten Umweltpreis bekommen und die Welt retten. Ein aufgehängter Nistkasten allein schafft es sicher nicht, ausbleibende Singvögel herbeizuzaubern.

ABER:

Jeder noch so kleine Beitrag ist ein wichtiger Schritt für unsere Umwelt. Mit einfachen Maßnahmen lässt sich oft Großes bewirken und in Anbetracht der Anzahl von 17 Mio. Gärten wäre es kein kleiner Schritt sondern ein wichtiger. Gerade mit diesen kleinen „Naturinseln“ und die damit einhergehende Vernetzung kann jeder Gartenbesitzer viel erreichen.

Ich jedenfalls freue mich auf die nächste Jagdgenossenschaftsversammlung wenn ich ein paar Bilder aus meinem Garten zeige und die Forderung nach weiteren Rückzugs- und Äsungsflächen stelle.

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